Weihnachten und der „Tió“

Ursprünge

Der „Tió de Nadal“ ist ein Element der katalanischen Mythologie und ein sehr verwurzelter Weihnachtsbrauch in Katalonien sowie im benachbarten Aragonien und Okzitanien. Es handelt sich um eine Tradition mit jahrhundertelanger Geschichte, die ursprünglich mit der Natur, der Fruchtbarkeit und der Wintersonnenwende in Zusammenhang stand. Für den Tió (wörtlich „Holzklotz“) sammelt man mehrere Tage vor Weihnachten, normalerweise zu Beginn des Advents, ein Stück Baumstumpf oder einen starken Ast auf und bringt ihn nach Hause, wo er in einer Ecke abgelegt und mit einer Decke bedeckt wird, damit er nicht friert, und bis zum Tag der Bescherung täglich gefüttert wird. Der Brauch stützt sich auf die Tatsache, dass Baumholz früher der Ausgangspunkt für viele notwendige und alltägliche Dinge des Menschen war: Möbel, Werkzeuge und Geräte, Eisenbahnschwellen und Balken sowie Treppenstufen für Häuser, und natürlich diente das Holz auch, um Licht und Wärme in die Häuser zu bringen.

Der Tió de Nadal bedeutet für besonders für die Kleinen ein sehr charakteristisches Element, da sie es sind, die dem Tió eine Persönlichkeit geben, und manchmal müssen sie sich um ihn kümmern, damit er in der Lage ist, Süßigkeiten und Geschenke zu „kacken“ (cagar).

Gewöhnlich „kackt“ der Tió am 25. Dezember, dem Weihnachtstag, vor oder nach dem Familienessen. Um ihn zum Kacken zu bringen, schlägt man einzeln oder zu mehreren mit einem Stock auf ihn ein, und zwar im Rhythmus eines geeigneten Liedes oder Verses, von denen es zahlreiche Varianten gibt, und dann schickt man die Kinder in einen anderen Raum, wo sie beten oder Weihnachtslieder singen sollen. Diese Prozedur wiederholt man so lange, bis der Tió nicht mehr kackt oder einen bestimmten Gegenstand, wie zum Beispiel einen Salzhering, ein Stück Kohle, ein Ei, eine Zwiebel kackt oder auf den Boden „pinkelt“.

Das katalanische Weihnachtsfest hat wie in vielen Teilen der westlichen Welt christlichen Ursprung, und es wird die Geburt von Jesus Christus gefeiert. In Katalonien feiern wir genauso wie in Deutschland auch den Stephanitag am 26. Dezember.

Die Gastronomie spielt an diesen Tagen eine sehr bedeutende Rolle. So wird am Weihnachtstag, dem 25. Dezember, zum Mittagessen also die typische katalanische Escudella, ein Eintopf, mit Galets (Nudeln), einer Pilota (ein großer Fleischkloß) und Carn d’olla (verschiedene Fleischsorten) als erstem Gang zubereitet, und als zweiten gang gibt es typische Fleischsorten wie Kapaun, Truthahn, Lamm, Böcklein, Kalb oder Schwein. Am Stephanitag sind dagegen Cannelloni der Hauptgang, denen man gerne Fleisch hinzufügt, das vom Vortag übriggeblieben ist.

Nicht zu vergessen ist der Nachtisch. Es gibt viele typische weihnachtliche Nachspeisen: Turrons, Waffelröllchen, Knusperbrot… und dazu stets einen guten katalanischen Sekt.

Cançó Caga Tió
Caga Tió
avellanes i torró,
no caguis arengades
que són massa salades,
caga torrons
que són més bons!
Si no et donaré un cop de basto!
Caga Tió

Und so feiert man beim Pont Blau

Zuerst lassen wir den Tió „kacken“, vor allem für die Kleinsten.

Später essen wir Torrons und Waffelröllchen, trinken ein Glas Wein und singen Weihnachtslieder.

Wenn wir einige Musiker unter den Mitgliedern haben, machen sowohl die Kleinen wie die Großen ein kleines Konzert, und jemand unter den Mitgliedern liest ein Weihnachtsgedicht oder eine Weihnachtsgeschichte, die entweder von ihm oder ihr selbst geschrieben wurde oder von anderen Autoren stammt.

Am Ende losen wir die Nummern der Tombola aus und verteilen zwei Geschenkkörbe mit katalanischen Produkten.